Manuscript of paper presented at the Kolloquium 75 Jahren Zeiss Ikon A.-G. Dresden, Technische Sammlungen der Stadt Dresden, Germany, 18-19 Nov. 2000. Published in Zeiss Ikon AG Dresden: Aspekte der Entwicklung des 1926 gegruendeten Industrieunternehmens (Thesaurus 3) Dresden. ISBN 3-9806403-3-0. Pages 51-54. For more information see Goldberg page and Vom Mikrofilm zur Wissensmaschine: Emanuel Goldberg zwischen Medientechnik und Politik. Avinus Verlag, Berlin, 2010. ISBN 978-3-86938-015-5.

  Emanuel Goldberg, 1881-1970: Ein Lebensbild
  by Michael Buckland

- Emanuel Goldberg, 1881-1970: Uma Biografia, Portuguese translation by Artur Weber & Adelina Domingos, homeyou Technical Translations, 2017.
- Эмануэль Гольдберг, 1881-1970: История жизни, Russian translation by Aleksandr Molochan.
*New* Emanuel Goldberg, 1881-1970: Una biografía, Spanish translation by ChicksX, Aug 2023.
*New*Emanuel Goldberg, 1881-1970. Spanish translation by Traducciones Zaragoza, Oct 2023.

    Wir feiern die Gruendung der Zeiss Ikon in 1926 durch eine Fusion von vier Firmen. Emanuel Goldberg war einer der Architekten dieser Fusion und vom Anfang bis 1933 Leiter von Zeiss Ikon.
    Emanuel Goldberg wurde in 1881 in Moskau geboren. Sein Vater, Oberst Grigorii Ignat'evich Goldberg, war ein Offizier im medizinischen Dienst. Es war aussergewoehnlich, dass ein Jude ein Offizier im militaerischen Dienst des Tsar geworden ist. Goldberg's Mutter, Olga Moiseevna Grodsenka, war von deutscher Abstammung. Emanuel Goldberg wurde in der gebildeten, privilegierten Umwelt der buergerliche Elite Moskaus erzogen. Seine Erzieherinnen kamen aus Deutschland.

    "At the age of six," schrieb Goldberg, "I was shown by a friend of the family how a lever can be used to lighten work. Since then I have been obsessed by the idea that by using a tool life can be made more pleasant. To be an engineer seemed to me the highest goal." (Manuskript. "Professor Goldbergs Words on 21.5.1957.")
    ["Als ich sechs Jahre alt war, schrieb Goldberg, hatte mir ein Freund der Familie gezeigt ein Heber angewandt werden kann um die Arbeit zu erleichten. Seitdem hatte ich die fixe Idee, dass durch die Benutzung eines Geraets das Leben angenehmer gemacht werden kann. Ein Ingenieur zu sein scheinte mir das hoechste Ziel"]

    Er war ein ausgezeichneter Student. Er erhielt eine silberne Medaille von seinem Gymnasium. Er wollte an dem Kaiserlichen Institut fuer Technologie in Moskau studieren. Er, und ein anderer Junge, auch Juedisch, erhielten die ganz gleichen hoechsten Bewertungen bei der Eintrittspruefung. Leider gab es ein Numerus clausus fuer Jueden. Drei Prozent bedeutete, dass nur ein juedischer Student aufgenommen werden konnte. Durch das Los ist der andere Student akzeptiert worden. Enttaeuscht und veraergert ging Goldberg an die Universitaet Moskau und studierte dort Chemie. Waehrend seines Studiums hat er ein verbessertes Verzinkungsverfahren entwickelt, hat ein Patent erhalten, und spaeter sogar Lizenzgebuehren die sein Studium in Deutschland unterstuetzten.
    Von 1900 bis 1904 hat er an Universitaeten in Deutschland studiert, in Leipzig bei Wilhelm Ostwald, in Koenigsberg bei Lossen, und in Goettingen bei Walther Nernst; auch Photogravuere in London. In 1904 wurde Goldberg in Deutschland ansaessig, um die Judenfeindlichkeit in Russland zu vermeiden.
    Laut Goldberg:
    "Die Jahre, die ich an der Leipziger alma mater verbracht habe, gehoeren zu den schoensten Erinnerungen meines Lebens. Es war eine ausergewoehliche Zeit, als ich zum ersten Mal als armer russisch-juedischer Juengling im Jahre 1901 die Pforten des physikalisch-chemischen Instituts in der stillen Linné Strasse betrat. Eine neue Wissenschaft war im Enstehen. Junge Gelehrte der ganzen Welt versammelten sich dort, um von Wilhelm Ostwald in die Zusammenhänge zwischen Chemie und Physik eingeführt zu werden und von Wilhelm Wundt über Zusammenhänge zwischen Leib und Seele zu hören." (Brief. E. Goldberg an Ernst Neef, Leipzig, 3 Juni 1956.)

    Robert Luther war Goldberg's Doktorvater. Goldberg promovierte summa cum laude. Seine Doktorschrift, Beiträge zur Kinetik photochemischer Reaktionen, hat die Inschrift "Gewidmet Sonja Posnjak." Nach einem Jahr bei Adolf Miethe am photochemischen Laboratorium der technischen Hochschule in Charlottenburg, heirateten Goldberg und Sonja Posnjak. Sie war eine Musikstudentin aus Nishni Novgorod. Sie spielte Klavier, er die Floete.
    Seit 1907 ist Goldberg Lehrer der Reproduktionstechnik an der königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig. Der ernsthafte Professor hat zahlreiche Erfindungen gemacht und wissenschaftliche Artikel veroeffentlicht. zum Beispiel:

- Analyse des Moiré-effekt
- Goldbergkeil - Herstellung neutralgrauer Keile aus Gelatin.
- "Densograph" - automatische Feststellung der charakteristischen Kurve.
- "Goldberg-Bedingung betrifft die richtige photographische Wiedergabe von Leuchtdichten (Helligkeitswerten, Tonwerten) beim Kopierprozeß. Sie lautet N P = 1..., wo N und P die Gammawerte der Schwärzungskurven des Negative- bzw. Positivprozesses darstellen..." (Lexikon der Physik, 1969. v.1; p. 601)

    Bis 1926 erschienen nahezu hundert wissenschaftliche und technische Publikationen. Er fasste mehrere Untersuchungen in einem anerkannten Buch zusammen: Der Aufbau des photographischen Bildes: Teil I: Helligskeitsdetails. (Halle: Knapp,1922. 2.Aufl., 1925.) Teil II, betreffend Detailwiedergabe, wurde nie veroeffentlicht.
    As Lehrer hat Goldberg paedagoegische Objekte und Modelle entwickelt, um die photographischen Prozesse zu erklaeren. Seine Einrichtungen an der Internationalen Photographischen Austellung in Dresden in 1909 waren besonders sensationell. Er erhielt ein aussergewoehnliches Empfehlungsschreiben:

    "Untern dem allerhöchsten Protektorat seiner Majestät des Königs Friedrich August von Sachsen. Internationale photographische Ausstellung Dresden. MCMIX. Es wird hiermit beurkundet dass das Preisrichterkollegium in der Plenarsitzung vom 16. September 1909 seinem Bedauern darüber Ausdruck verliehen hat dass es ihm aus geschäftsordnungsmässigen Gründen nicht möglich sei Herrn Dr. Emanuel Goldberg Leipzig-Oetzsch den gebührenden Ehrenpreis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Photographie verleihen zu können. Das Austellungs-Direktorium."

    Die Geschaeftsordungsmaessige Gruende haben die Bedingung festgesetzt, dass Lehrer an Instituten fuer Photographie keinen Preis erhalten duerfen. Vermutlich hat Goldberg mit diesen Objekten ein Photomuseum in Leipzig in 1915 gegruendet, aber ich habe keine Spur davon gefunden.
    Waehrend des Ersten Weltkriegs war Robert Luther Unteroffizier bei einem Luftschifferbatallion an der Front in Frankreich. Goldberg, obwohl kein Soldat, ging an die Front um seinem Doktorvater Luther zu helfen. Goldberg's Ratschlaege ueber Luftphotographie, sowie Luftschiffphotographie haben Ernst Wanderleb, von Carl Zeiss Jena, sehr beeindruckt. In 1917 ist Goldberg vollzeitig bei Carl Zeiss Jena beschaeftigt und bekam ein Direktor der ICA in Dresden. Er soll militaerische Produkte fuer ICA entwickeln, was aber durch den Friedensverstrag verboten wurde. An Stelle dessen hat Goldberg eine Kinokamera fuer die allgemeine Bevoelkerung, mit Federmotor anstatt Kurbel, auf den Markt gebracht. Er nannte es Kinamo. Aber nicht viele der Kinamokameras wurden verfkauft, weil man glaubte, dass nur Fachleute mit der Kinomatographie umgehen konnten. Um die Kinamokamera verkaeuflicher zu machen hat Goldberg eine Reihe kleiner Filme mit seine eigenen Familie in der Hauptrolle gedreht. Kopien wurden an die Photohaendler von Zeiss Ikon gegeben, damit dessen Kunden diese Filme sehen konnten. Er hoffte, dass die Kunden begeistert werden, Kinamofilme von ihren eigenen Familien selbst zu drehen.
    Am Sechsten Internationalen Kongress fuer Photographie,1925, hat Goldberg eine kleine Erinnerung verteilt: Das Portraet Nicephore Niepces in nur 0,03 Millimeter Groesse. Auch Linien die nur ein Tausendstel eines Millimeters dick waren waren noch lesbar.
    Schon in die Zwanziger Jahren, hat Goldberg vorausgesehen, dass die Elektronik die Photographie versetzen wuerde. Mit Radio D. S. Loewe, Baird Television, und Robert Bosch A. G. hat Goldberg Fernseh A. G. in 1929 gegruendet. In dieser Sache hatte Goldberg und Rudolph Straubel, Leiter der Carl Zeiss Jena, eine gute Verstaendigung.
    Den VIII. internationalen Kongress fuer wissenschaftliche und angewandte Photographie, Dresden, 1931, hatten Goldberg, Robert Luther, und John Eggert organisiert. Dieser Kongress war ein Hoehepunkt des Lebens Goldbergs. Luther und Goldberg schlugen eine Norm fuer Sensitometrie vor, die die Diskussionen dominierten. Auch am Kongress hat Goldberg einen Vortrag "Neue Wege der photographischen Registertechnik" praesentiert und seine "Statistische Maschine" demonstriert. Durch Mikraten, sowie Mikrofilm, koennen Tausende von Dokumenten sehr klein gespeichert werden. Aber wie kann das richtige Dokument, sowie Daten gesucht, gefunden, und gelesen werden? Vermutlich ist Goldbergs "Vorrichtung zum aussuchen statistischer und buchhalterischer Angaben" die erste Maschine fuer documentarische Wiederholung, die mit Logik und Elektronik funktioniert. Die Statistische Machine sollte nicht nur der Betriebsfuehrung aber auch Bibliotheken, sowie der Wissenschaft, dienen. Deswegen war die "Statistische Maschine" seiner Meinung nach seine wichtigste Erfindung.
    Am Montag den 3. April 1933 um sechzehn Uhr ist ein Gruppe der Sturmabteilung in die Direktion der Zeiss Ikon einmarschiert und entfuehrte Direktor Goldberg. Nach schlechter Behandlung wurde er Donnerstag freigelassen und bekam ein Fluechtling.
    Vier Jahre war Goldberg Direktor der Zeiss Ikon Filiale Ikonta in Paris, ohne Verantwortlichkeiten und ohne Gelegenheiten fuer seine schoepferischen Kraefte. In 1937 hat Chaim Weizmann, auch Russisch, auch Chemiker, auch Jude, Goldberg inspiriert einen neuen Anfang in Palaestina zu machen. Er wollte eine Heimat bauen, wo Juden ohne Judenfeindlichkeit leben koennen. In Tel Aviv hat Goldberg ein Labor fuer Feinmechanik, Professor Goldberg's Laboratory for Precision Work, gegruendet. Wegen Technikermangel, Goldberg gruendete ein Lehrlingprogram aehnlich wie er in seinen Leipziger Jahren gekannt hatte. Goldberg starb in 1970. Sein Labor in Palaestina ist heute eine erfolgreiche Firma die El Op heisst. Professor Goldberg, ein begabter Lehrer mit gewaltiger technischer Kenntnis, war ein bedeutsamer Beitraeger zu der Entwicklung der Industrie Israels.
    Trotz seiner vielen Leistungen ist das Leben dieses vielseitigen Mannes wenig bekannt.

Ausgewaehlte Schriften Goldbergs

Beitrag zur Kinetik photochemischer Reaktionen. Die Oxydation von Chinin durch Chromsäure. Zeitschrift für physikalische Chemie. 41 (1902): 1-10.

Beiträge zur Kinetik photochemischer Reaktionen: Inaugural-Dissertation ... Universität Leipzig. Leipzig: Barth, 1906. Auch: Zeitschrift für wissenschaftliche Photographie. 4, Heft 3 (1906): 61-107.

Die Berechnung der Moiré-Erscheinungen.Zeitschrift für Reproduktionstechnik. 8, Heft 12 (1906): 189-95.

Farbenphotographie und Farbendruck. Leipzig: Verlag des deutscher Buchgewerbevereins, 1908. (Monographien des Buchgewerbes, 2).

Studien über die Detailwiedergabe in der Photographie.Zeitschrift für Reproduktionstechnik 11, Heft 10 (1909): 147-150.

Densograph, ein Registrierapparat zur Messung der Schwärzung von photographischen Platten. Photographische Korrespondenz 47, Nr 596 (Mai 1910): 226-232; Nr 597 (Juni 1910): 266-269.

Herstellung neutral-grauer Keile und verlaufender Filter für Photometrie und Photographie.Zeitschrift für wissenschaftliche Photographie, Photophysik und Photochemie. 10, Heft 7 (1911): 238-244.

E. Goldberg, R. Luther, F. Weigert. Über die automatische Herstellung der charaktischen Kurve. Zeitschrift für wissenschaftliche Photographie, Photophysik und Photochemie. 9, Heft 10 (1911): 323-331.

Unschärfe in Reproduktionen.Zeitschrift für Reproduktionstechnik 13, Heft 8 (1911): 114-20.

Die Grundlagen der Reproduktionstechnik: In gemeindverständlicher Darstellung. Halle: Knapp, 1912. (Enzyklopädie der Photographie und Kinematographie. Heft 80).

Das Auflösgsvermögen von photographischen Platten.Zeitschrift für wissenschaftliche Photographie, Photophysik und Photochemie. 12, Heft 3 (1913): 77-92.

Lichthof bei photographischen Platten.Zeitschrift für Reproduktionstechnik 18, Heft 11 (Nov. 1916): 82-85; Heft 12 (Dez. 1916): 90-92.

Anfertigung von stark verkleinerten Photographien.Photographische Industrie Heft 29 (18 Juli 1917): 448-450.

Der Aufbau des photographischen Bildes.Teil I: Helligkeitsdetails. Halle: Knapp, 1922. (Enzyklopädie der Photographie und Kinematographie. Heft 99).

Herstellung von starken Verkleinerungen.Zeitschrift für technische Physik 7. J., Nr 10 (1926): 500-505, 579-582.

Spektrodensograph, ein Registrierapparat zür Ermittlung von Absorptionskurven von Farbstoffen. Zeitschrift für angewandte Chemie. 39. J. (1926): 835.

Kampmann, Carl.Die graphische Kunste. Vierte Auflage. Neubearbeitet von Prof. Dr. E. Goldberg. Berlin und Leipzig: Walter de Gruyter & Co., 1927. (Sammlung Goschen, Bd. 75).

Anwendung der Fernsehmethoden in der photographischen Technik. Zeitschrift für angewandte Chemie 46, Nr 1 (1933): 27-28.

Das Registrierproblem in der Photographie.Bericht über den VIII. internationalen Kongress für wissenschaftliche und angewandte Photographie, Dresden, 1931. Herausg. von J. Eggert und A. von Biehler. Leipzig: J. A. Barth, 1932. 317-320. Auch: Die Grundlagen des Tonfilms. 213-214.

Bibliographie

Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Leitung and Bearbeitung, Werner Roeder, Herbert A. Strauss. Muenchen: K.G.Saur, 1980-1983. Vol. II, Part 1, s. 388.

Buckland, M. K. 1992. Emanuel Goldberg, electronic document retrieval, and Vannevar Bush's Memex. Journal of the American Society for Information Science 43, no. 4 (May 1992):284-294. http://www.sims.berkeley.edu/~buckland/goldbush.html

Buckland, M. K. 1995. Zeiss Ikon and television: Fernseh AG. Zeiss Historica 17, no. 2 (Autumn 1995):17-19. http://www.sims.berkeley.edu/~buckland/television.html

Buckland, M. K. 1995. Zeiss Ikon's "Statistical Machine." Zeiss Historica 17, no. 1 (Spring 1995): 6-7. http://www.sims.berkeley.edu/~buckland/statistical.html

Eggert, John. 1956. Prof. Dr. Emanuel Goldberg zur vollendung seines 75. Lebensjahres.Camera 35 (1956): 608.

Goldberg, Norman. 1969. The other Goldberg: A visit with Zeiss Ikon's practical prodigy.Popular Photography 65, no. 5 (November 1969) : 88-89, 154.

Kaprelian, E. K. 1971. In Memoriam. Emmanuel Goldberg. Photographic Science and Engineering 15(1): 3.

Neumann, S. 1957. Prof. Emanuel Goldberg.Bulletin of the Research Council of Israel 5C (4): iii-v. Das Heft ist eine Goldberg-Festschrift.